Urform der Kerze


5.000 Jahre - zumindest so lange liegt den meisten Schätzungen nach die Erfindung der Kerze zurück. So ist heute bekannt, dass damals schon im Vorderen Orient "Kerzen" als Lichtquelle verwendet wurden. Die Urform der Kerze hat jedoch mit jenen, wie wir sie heute kennen und nutzen kaum etwas gemein: Als eine Art "Docht" wurden in dieser Zeit Stroh, Hanf oder Schilfrohr in Fett und Harz getränkt.

 

Die ersten Kerzen aus Bienenwachs

Bienenwachs als Brennmaterial wurde folgerichtig erst deutlich später entdeckt. Die Weiterentwicklung der Kerzen aus Fett und Harz wird heute im Allgemeinen den antiken Römern zugeschrieben, welche Papyrus einrollten und in flüssigen Talg oder Bienenwachs tauchten. Die so hergestellten Kerzen wurden genutzt, um Häuser zu erhellen und Reisenden bei Nacht den Weg zu weisen.

Inzwischen gibt es historische Belege, dass neben den antiken Römern, einige andere Zivilisationen bereits Kerzen mit Dochten herstellten und nutzten, welche allerdings Wachse von Pflanzen und Insekten verwendeten, hier einige Beispiele:

  • China: Kerzen aus einer Kombination von Wachsen aus Insekten und Samen, gegossen in Papierrohre. Reispapier als Docht.
  • Japan: Kerzen aus Wachs von Baumnüssen
  • Indien: Kerzenwachs aus gekochten Früchten des Zimtbaumes

Auch die Bedeutung der Kerzen für religiöse Zeremonien ist ein Indiz für die lange Geschichte der selben. So geht das jüdische Lichterfest Hanukkha, welches sich um die Entzündung von Lichtern dreht, beispielsweise zurück bis 164 vor Christus und auch in der Bibel sind diverse Hinweise auf Kerzen zu entdecken. 

Übrigens: Die älteste, noch heute erhaltene, Wachskerze stammt aus dem 1. Jahrhundert nach Christus - sie kann in der provenzialischen Stadt Vaison/ la Romaine betrachtet werden.

 

Kerzen im Mittelalter

Auch die ersten westlichen Kulturen nutzten zunächst hauptsächlich Kerzen aus Talg/tierischen Fetten. Mit dem Aufkommen von Kerzen aus Bienenwachs in Europa fand dann im Mittelalter eine bedeutende Verbesserung statt. Während tierische Fette mit einer qualmenden Flamme und unangenehmen Gerüchen abbrannten, brannten die Kerzen aus Bienenwachs rein und sauber und dufteten zudem noch auffallend gut. 

Durch den hohen Preis konnten allerdings nur die Kirche und wohlhabende Fürstenhäuser diesen Luxus genießen, das gemeine Volk war meist auf die günstigeren Alternativen angewiesen. So fanden Kerzen aus Bienenwachs in dieser Zeit hauptsächlich für kirchliche Zeremonien Verwendung.

Gut zu wissen: Im Mittelalter war das Wachs so teuer, dass es sogar als Zahlungsmittel galt - ähnlich, wie Zobelfelle oder Flachs.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde der Luxusartikel dann endlich bezahlbarer - die ersten größeren Produktionsstätten entstanden und die Kerze verbreitete sich weiter.

 

1. Patent zur Herstellung von Kerzen im 19. Jahrhundert

Wohl am meisten Beeinflusst ist die zeitgenössische Kerzenherstellung von Fortschritten aus dem 19. Jahrhundert. So entdeckte der Franzose Eugenè Chevreu (Chemie Professor) um 1820 ein Verfahren, das es ermöglichte, Fettsäuren aus tierischen Fetten zu gewinnen und meldete ein Patent zur Herstellung von Stearin an (= wachsartiges Gemisch aus Fettsäuren). 

Um 1850 fanden Chemiker einen Weg, Paraffin, als natürlich vorkommende wachsartige Substanz effizient von Erdöl getrennt und aufbereitet werden kann - ein wirklich bedeutender Schritt für die Produktion. Die Herstellung war, verglichen mit anderen Brennstoffen, deutlich günstiger und zudem brannte Paraffin sauber und gleichmäßig ab. Den einzigen Nachteil des niedrigen Schmelzpunktes konnte man schon bald durch den Zusatz von Stearin bald verbessern.

 

1879 - die Erfindung der Glühbirne - die Kerzenherstellung verliert an Relevanz

 

 

Kerzen im 20. Jahrhundert

Mit dem Wachstum der Ölindustrie sowie der Fleischverarbeitung gerät die Kerzenproduktion wieder in den Fokus: Paraffin und Stearin als Nebenprodukte dieser beiden Industrien waren im Hohen Maße verfügbar - beides Rohstoffe für die Kerzenproduktion. 

In den 1990er Jahren erfahren Kerzen dann eine bis dahin unvergleichbare Welle der Beliebtheit: Kerzen werden verschenkt und als Deko Artikel und Stimmungsmacher entdeckt. Die hohe Nachfrage führte zu weiteren Entwicklungen in Sachen Form, Größe und Farbe sowie der Durchsetzung der Duftkerze.

Seit über einem Jahrhundert wurden durch diese Entwicklung erstmals auch neue Brennstoffe hervorgebracht: Palmwachs und Wachse aus Sojabohnen.


Die Bedeutung der Kerze heute

Kerzen symbolisieren noch heute Feierlichkeit und Romantik, sie sind besondere Highlights in der Dekoration und beruhigen durch ihr warmes Licht die Sinne. Zwar sind sie längst nicht mehr die wichtigste Lichtquelle im eigentlichen Sinne - als Licht für Herz & Gemüt sind sie allerdings unverzichtbar.